Bar oder EC?

Eine kurze Analyse über das Zahlungsverhalten via R

Wie viele EC oder Kreditkartenzahlen werde ich wohl zukünftig haben? Soll ich das Angebot meiner Hausbank nehmen oder doch lieber Sumup?

Informationen zum Zahlungsverhalten zu finden, insbesondere im internationalen Vergleich, ist vergleichsweise einfach. Dort ist auch zu sehen wie sehr die Deutschen an der Barzahlung hängen.

Ländervergleich im Zahlungsverhalten – Copyright Hegner & Möller GmbH

Allerdings finden wir keine Informationen über den ungefähren Betrag, ab welchem eine unbare Zahlung wahrscheinlich wird. Genau dieser Betrag wäre aber eine wichtige Entscheidungsgrundlage, nicht nur für Existenzgründer, sondern auch für bestehende Unternehmen, die ihre Verträge anpassen wollen.

Natürlich kennen Sie aus Ihrem Kassensystem den durchschnittlichen Rechnungsbetrag bei einem Einkauf in Ihrem Restaurant, Cafe, Modehaus oder Heimwerkermarkt, können aber die zukünftige Anzahl an unbaren Zahlungen nicht abschätzen?

Die Idee

Aus einem großen anonymisierten Datensatz von rund 4,3 Millionen getätigten Zahlungen aus Gastronomie (Cafes, Hotellerie, Imbiss, Restaurants) sowie dem Einzelhandel (Textil, Lebensmittel, Baustoffe, uvm), sollen die Grenzwerte für unbare Zahlungen ermittelt werden. Natürlich haben wir hier noch andere Faktoren zu berücksichtigen wie z.B. die anvisierte Zielgruppe, das Einzugsgebiet, regionale Unterschiede, die Branche, usw.

Allerdings sollten sich diese Unterschiede durch die hohe Anzahl der Observationen verrauschen. Es geht hierbei auch eher um eine allgemeine Näherung als um einen genauen Richtwert für ein bestimmtes Unternehmen.

Durchführung

Als erste Näherung kann man den Datensatz grob betrachten, der nach oben auf 500,00 EUR abgeschnitten wurde.

Eine Grafik aus 4,3 Millionen Zahlungen. Die Lücke im Datensatz ist dem Lockdown 2020 geschuldet

R gibt folgende Mittelwerte für den gesamten Zeitraum an:

  • Bar 59,84 EUR
  • EC 101,77 EUR

Mit bloßem Auge lässt sich hier bereits erkennen, dass die Barzahlung (in der Grafik rötlich) häufiger zu sein scheint sowie stärker bei den Zahlungen <100,00 EUR vertreten ist, jedoch 2021 immer mehr „grün“ durchlässt. Die absoluten Zahlen bestätigen das ebenfalls: Es handelt sich hier um 3.647.550 Barzahlungen sowie 727.650 Unbare Zahlungen wie EC oder Kreditkarte, was einem Verhältnis von ziemlich genau 1:5 entspricht, also auf fünf Barzahlungen kommt eine Kartenzahlung.

Wenn wir nun wissen wollen ob sich dieses Verhältnis im Laufe der Zeit ändert, können wir diese Zeitreihen einzeln betrachten und mithilfe eines Regressionsmodells auch einen Blick in die Zukunft wagen:

Folgen wir dem Regressionsmodell können wir davon ausgehen, dass gegen Anfang 2028 bereits die Hälfte aller Zahlungen per Karte erledigt werden.

Aber gilt dies auch für Kleinbeträge?

zückt der Verbraucher zukünftig auch bei Kleinbeträgen schneller die Karte? Was für die komplette Anzahl der Zahlungen gilt, könnte doch bei Kleinbeträgen einem anderen Muster folgen?

Zahlungsverhalten unter 50 EUR
Das Verhältnis für Zahlungen unter 50,00 EUR (rund 2,25 Millionen Zahlungen)

Dieser zweiten, absichtlich in gleicher Optik gehaltenen, Grafik können wir entnehmen, die Kartenzahlungen ebenfalls stark auf dem Vormarsch sind. Das Verhältnis ändert sich etwas langsamer, dennoch wird auch im dem Segment unter 50,00 EUR Einkaufswert bis 2026 jede zweite Zahlung nicht mehr Bar sein.

Fazit zum take-away: Kartenzahlungen werden zukünftig nahezu die Hälfte der Zahlungen ausmachen, dabei wird es nahezu keine Rolle spielen, in welcher Höhe der Rechnungsbetrag liegt. Diese Prognose deckt sich mit den Studien namhafter Agenturen oder auch dem Statistischen Bundesamt. Prüfen Sie langfristige Verträge mit Anbietern für bargeldloses Zahlen im Hinblick auf diese Entwicklung!

Nutzen Sie die „inneren Konten“ Ihrer Kunden

– mental accounting –

Was sind „mental accounts“?

Vereinfacht gesagt, teilt unser Gehirn unsere Ausgaben in Kategorien auf und ordnet diesen Budgets zu. Somit buchen wir Gewinne und Verluste auf verschiedene „Konten“. Diese Kategorisierung dient zur Orientierung und Ordnung unserer Finanzen.

Geldbeträge werden völlig subjektiv eingeschätzt

Die Prioriät der Konten dürfte einerseits individuell sehr unterschiedlich sein, jedoch gibt es grobe gesamtgesellschaftliche Verschiebungen. So scheinen die geistigen Konten für Lifestyle Produkte wie Handys, Tablets, etc. belastbarer geworden zu sein, während das Konto für Lebensmittel womöglich eher tendenziell weniger belastet werden darf. Der teure Grill, auf dem billiges Fleisch gegrillt wird zeigt dies recht deutlich.

Produkte werden häufig im Marketing direkt auf bestimmte mentale Konten erfolgreich ausgerichtet.

So können z.B. Getränke wie Red Bull wesentlich höhere Endverbraucherpreise erzielen wenn sie sich nicht als Lebensmittel, sondern als Lifestyle-Accessoir, Partyspass oder Symbol für eine bestimmte Gruppe positionieren.

Gibt es diese Konten wirklich oder ist das nur Theorie? Ein Selbstversuch

Situation 1 – Kinokarte verloren:

Stellen Sie sich vor, Sie haben sich für 20,00€ eine Karte für einen Kinobesuch gekauft. An der Kasse merken Sie, dass Sie die Karte verloren haben und müssen nun noch eine Karte für 20,00€ kaufen. Kaufen Sie die zweite Karte und gehen ins Kino?

Situation 2 – 20,00€ verloren:

Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Kasse um Ihre reservierte Karte abzuholen und merken, dass Sie einen 20,00€ Schein verloren haben. Kaufen Sie dennoch Ihre reservierte Karte und gehen ins Kino?

Situation 1 belastet also das Konto „Kinobesuch“ während Situation 2 eher ein allgemeineres geistiges Konto belastet. Interessanterweise entscheiden sich in diesem bekannten Versuch 60% der Befragten in Situation 1 auf den Kinobesuch zu verzichten. In Situation 2 verzichten nur 30% auf den Kinobesuch, obwohl in beiden Situationen 20,00€ Verlust gebucht werden.

Das sogenannte mental accounting – Die Buchung auf geistige Konten.

Wie kann ich diese mentale Buchführung für mich nutzen?

Je nach Branche und Produkt sind sehr viele Möglichkeiten denkbar, ein Autohändler wird andere Strategien verfolgen als ein Non-Profit-Unternehmen. Dennoch können zwei grobe Richtlinien womöglich Ideen liefern um spürbar Effekte zu erzielen:

Buchen Sie Gewinne Ihrer Kunden auf ein anderes Konto

Wenn Sie z.B. Ihrem Kunden auf die Einbauküche für 4.500,00 € einen Rabatt von 200,00 € geben möchten, dann vermeiden Sie, dass dieser Gewinn und Verlust „verrechnen“ kann. Das Konto „Küchenkauf“ ist schon mit 4.500,00 € belastet, ein Gewinn von 200,00 € wird nicht die Freude machen wie z.B. ein Hotelgutschein oder zwei-Jahres-Abonnement einer Zeitschrift im gleichen Wert. Diesen Gewinn verbucht er auf einem anderen Konto.

Richten Sie Ihre Produkte auf „belastbarere“ Konten aus

Verkaufen Sie als Gastronom ein Mittagsmenü? Oder als Bäcker Brot? Dann sprechen Sie vermutlich das Konto „Lebensmittel“ Ihres Kunden an. Eventuell können Sie Ihre Produkte zusätzlich in Richtung der Konten Gesundheit oder Genuss bewerben.

Sind Sie Einzelhändler? Gibt es einen Zusatznutzen mit einem womöglich belastbareren Konto? Eventuell können Sie das Konto „Lifestyle“ oder „Lebensgefühl“ ansprechen?

Sammeln Sie Spenden für eine Non-Profit-Organisation? Bedenken Sie, dass sehr viele Organisationen Kampagnen führen, welche auf das Konto „Spenden“ abzielen. Weichen Sie aus und entgehen diesem Wettbewerb.

Fazit zum take-away: Menschen nutzen verschiedene „geistige Konten“, auf welchen Sie Ihre Ausgaben verbuchen. Wenn Sie Ihre Artikel bewerben, können Sie sich an bestimmte „Konten“ wenden um höhere Verkaufspreise zu erzielen und sich vom Mitbewerb unterscheiden. Auch bei der grundsätzlichen Positionierung kann Ihnen die Theorie des „mental accounting“ entscheidende Vorteile liefern.

Ein kleines Tool für Ihren Erfolg!

In meiner Geschäftspraxis habe ich fast täglich mit Existenzgründern zu tun. Viele davon sind sich nicht sicher ob ich Konzept funktioniert und wie sie sich für die Zukunft rüsten sollen.
In der heutigen Zeit müssen Vertriebswege und Geschäftsmodelle permanent angepasst und geändert werden. Aber auch etablierte Unternehmen spüren den Druck sich permanent neu erfinden zu müssen.

Jedes Unternehmen hat Herausforderungen zu meistern

  • Sind Sie im Einzelhandel und müssen sich mit Amazon & Co. auseinandersetzen?
  • Führen Sie eine Gastronomie und haben es mit neuen Mitbewerber zu tun, die günstiger anbieten?
  • Sie sind zuständig in einem Non-Profit Unternehmen und konkurrieren mit einer wachsenden Zahl Mitbewerber um die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe?
Ressourcen müssen sinnvoll eingesetzt werden.
Setzen Sie Ihre Kraft mit Köpfchen ein!

In der Praxis hat es sich nicht bewährt, viele verschiedene Modelle und Theorien zu benutzen, das ist zu langwierig, zu schwierig, zu theoretisch. Deshalb möchte ich kurz ein Werkzeug vorstellen, das bereits seit den 1960er Jahren im Einsatz ist aber dennoch nichts verloren hat von seiner Einfachheit und der Stärke seiner Ergebnisse:

Die SWOT-Analyse

Die SWOT-Analyse (von Strength-Weakness-Opportunities-Threats also Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken), liefert Antworten auf die folgenden Fragen:

  • Was sind meine wirklich Stärken?
  • Was sind meine Schwächen?
  • Welche Risiken existieren?
  • Welche Chancen bieten sich?

Und die meines Erachtens hilfreichsten Fragen um sich zukünftig positionieren zu können?
Wie kann ich mit meinen Stärken die Chancen nutzen oder die Risiken minimieren?

Ein Beispiel: Ein Gastronom wendet die SWOT-Analyse an:

Die Chancen:

Beispielhafte Fragen, die Chancen identifizieren
– Könnten Gesetzesänderungen kommen?
– Welche neuen Trends sind am Entstehen?
– Wie entwickelt sich die Branche?
– Wie entwickelt sich unsere Zielgruppe?
Antworten unseres Gastronomen
– Eventuell Änderung des Mwst-Satzes von 19% auf 7%
– Höherer Stellenwert von Slowfood, veganen Speisen, Regionalität
– stabile Nachfrage, selbst in „schlechten Zeiten“
– Thema Kochen und Gastronomie präsent in TV und Shows
– Anzahl der „Geniesser“ und Stellenwert der Gastronomie als soziales
Event tendenziell steigend.

Für die Profils: Exkurs zur Identifikation von Chancen:

Wenn Sie strukturiert vorgehen möchten, arbeiten Sie sich von dem großen Blick aufs ganze Umfeld näher an Ihr Unternehmen ran. Zunächst der Blick aufs Ganze, die sogenannte PESTEL-Analyse:
PESTEL ist ein Ordnungsrahmen, der hilft die richtigen Fragen zu stellen und nichts auszulassen, PESTEL steht für:
P wie Political – die Politik,
also Steuern, Umweltvorschriften, Subventionen, etc.
E wie Economic – die Wirtschaft,
die Wirtschaft, also Zinsniveau, Produktionsfaktoren, Arbeitskräfte, Lohnentwicklung, etc.
S wie Social – die Gesellschaft,
die Bevölkerungsstruktur, Bildungsniveau, Trends, etc.
T wie Techological – die Technik,
Prozessinnovationen, EBusiness, etc.
– E wie Environment – die Umwelt,
z.B. Klimawandel, Ressourcen, Qualität Rohstoffe, etc.)
– L wie Legal – die Gesetzgebung,
z.B. Abschreibungen, Vergünstigungen, usw.

Jetzt kann der Blick mehr Richtung Unternehmen gehen mithilfe der direkten Umfeldanalyse:
– Branchenanalyse: Grenzen Sie Ihre Branche genau ab, wer ist überhaupt Teilnehmer? Teilnehmer ist jeder der die gleichen Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe befriedigt: Der Margarineverkäufer ist Wettbewerber des Butterverkäufers, sowie der Heimlieferdienst des Restaurant.
– Wettbewerbsanalyse: Schauen Sie sich die Branchenstruktur an. Was machen Lieferanten, Endabnehmer in Zukunft? Hilfreiche Werkzeuge z.B. Porters 5 Forces
– Komplementäre Leistungen: Schauen Sie sich verwandte Bereiche an. Wer verdient noch mit an Ihren Produkten? Können Sie da irgendwo einsteigen?
– Kooperationen/Substitutnutzer: Können Sie neue Kunden ansprechen die „ähnliches“ benötigen wie Ihre Kunden? Gibt es da Schnittmengen? Können Sie womöglich mit jemand eine Kooperation eingehen?

Die Stärken:

Beispielhafte Fragen, die Stärken identifizieren
– Was sind meine Kompetenzen?
– Welche Stärken sind in meinem Betrieb?
– Welche Vorteile hat meine Sortimentsgestaltung?
– Wo sind wir besser als andere?
Antworten unseres Gastronomen
– Hochwertige regionale Küche und großes Know-How bezüglich
innovativer neuer Speisen.
– Eingespieltes Team und hohe Anzahl von Stammkunden
– großer Vorteil durch sehr attraktiven Standort
– Innovatives Kassensystem

Für die Profis: Exkurs zu Kompetenzen

Nicht alles was für Sie eine Kompetenz ist, wird auch von Ihren Kunden als diese gesehen oder gewürdigt. Um das etwas genauer zu analysieren kann die Kompetenzmatrix helfen. Machen Sie sich dieses Bild bewusst und finden Sie versteckte Potenziale:

Das Kompetenzportfolio. Quelle: Controlling-Wiki

Die Schwächen:

Beispielhafte Fragen, die Schwächen identifizieren
– Wo sind wir schwach?
– Was sollten wir verbessern?
– Was für zu Mißerfolg?
– Wo sind andere besser als wir?
Antworten unseres Gastronomen
– Engpässe und Zeitverluste durch Personalmangel
– hohe Fixkostenbelastung durch neue Küchenausstattung
– im Vergleich zum Wettbewerb sind wir zu langsam
– Umsatz pro Gast entspricht nicht Branchenniveau,
ähnlich bei Kennzahlen wie Getränke pro Gast, usw.

Die Risiken:

Beispielhafte Fragen, die Risiken identifizieren
– Welche Risiken bestehen?
– Wie stehts um Finanzen?
– Welche Möglichkeiten hat der Wettbewerb?
– Wo droht Gefahr?
Antworten unseres Gastronomen
– niedrige Eintrittshürden in die Gastronomie
– sinkende Margen und oft unwirtschaftliche Zeiten
– Förderung von Selbstständigkeit durch die Regierung,
sorgt für wachsende Zahl von Mitbewerbern
– Neue Gastronomiekonzepte online wie offline

Bei einigen Bereichen ist sicherlich ein längeres „Brainstorming“ nötig um auf die notwendigen Antworten zu kommen.
Gerade der Bereich der Stärken und Schwächen sollte immer in Relation zum Mitbewerb betrachtet werden. Gelingt es Ihnen Speisen innerhalb von rund 30 Minuten zu servieren, kann das eine gute oder auch eine schlechte Zeit zu sein. Nun haben Sie im Idealfall bereits einiges über Ihre Stärken und Schwächen und die Chancen und Risiken des Umfelds kennengelernt.

Unser Gastronom hat jetzt einige Informationen bekommen und versucht jetzt Ideen zu entwickeln, indem er die Felder kombiniert:

Wie könnten meine Stärken aktuelle Chancen nutzen?

Nutzen des Know-Hows über innovative Speisen (Stärke) zur Entwicklung einer veganen Karte (Chance-Trend)
Neue Zielgruppe: Hochwertige Speisen (Stärke) für Geniesser, die zuhause essen möchten (Chance-Trend/Substitutnutzer) durch neuen Abholservice.
Wie könnten meine Stärken meine Schwächen verringern?

Kooperation um Catering-Unternehmen die Möglichkeit hochwertiges Essen liefern zu können zu ermöglichen (Stärke), damit höhere Auslastung in der teueren Küchenausstattung (Schwäche) um Leerkosten zu vermeiden.
Schliessen der Kompetenzlücke Geschwindigkeit (Schwäche) durch
Verkleinerung der Karte entlang der „Umsatzbringer“, ermittelt via Kassensystem (Stärke)
Wie könnten meine Stärken drohende Risiken verringern?

höhere Kundenbindung durch Einführung einer Gästekartei via Kassensystem (Stärke), dadurch höhere Eintrittsbarrieren für Mitbewerber (Risiko)
Wie könnten ich aktuelle Chancen gegen betriebliche Schwächen nutzen?

Vergrößerung der Personaldecke (Schwäche) durch nutzen des größeren Personalpools durch zugewanderte Servicekräfte (Chance)

Fazit zum take-away:
Mit der SWOT-Analyse haben Sie ein kleines Werkzeug, dass Ihnen wertvolle Hinweise und Tipps geben kann, wie Sie die Stärken Ihres Unternehmens und die Chancen aus dem Umfeld nutzen können um sich den Risiken zu stellen und die Schwächen zu minimieren.
Nehmen Sie sich einmal im Jahr Zeit um Ihren Standort zu bestimmen und Ihre Aktivitäten zu planen. Damit können Sie entscheidende Vorteile im Markt sichern!

Sollten Sie Interesse haben Ihren eigenen Betrieb mal aus diesen Perspektiven professionell beleuchtet zu bekommen – Lassen Sie es mich wissen.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft viel Erfolg!

Warum sind Provisionen und Boni so verbreitet?

Die kurze Antwort lautet meist: weil sie (zunächst) funktionieren. Theoretisch formuliert wirken monetäre Anreize wie positive Verstärker, d.h. sie belohnen gewünschtes Verhalten, wie z.B. eine bestimmte Leistung. Unerwünschtes Verhalten dagegen wird „bestraft“, indem die Belohnung ausbleibt. Deshalb stellen sich zunächst positive Effekte ein wenn erwünschtes Verhalten verprovisioniert wird.

Durch monetäre Anreize sollen die Ziele des Mitarbeiters eigentlich mit den Unternehmenszielen übereingebracht werden.

Der Ansatz, erwünschtes Verhalten zu belohnen ist nicht neu und in der Kindererziehung oder Tierdressur seit womöglich Jahrtausenden etabliert.

Durch den Ansatz der Goal-Setting-Theorie oder der operanten Konditionierung zum Beispiel kann auch leicht gezeigt werden, dass die grundsätzliche Mechanik hinter Belohnungen sehr gut verstanden wird. Allerdings ist der Kontext im wirtschaftlichen Umfeld wesentlich komplexer. Es ist also ein großer Unterschied ob ein Nagetier einen Hebel drücken oder ein Mitarbeiter in der Produktion weniger Ausschuß verursachen soll. Und um genau diese Nebengeräusche geht es.

Welche Probleme können durch Boni entstehen?

Neben den zunächst wünschenswerten Folgen von Belohnungen besteht die Gefahr eine ganze Reihe unerwünschter Folgen nach sich zu ziehen, exemplarisch sollen hier nur ein paar genannt werden:

Bleibt die Belohung aus, wird dies als (subjektiver) Verlust erlebt, d.h. der Mitarbeiter hat nicht das Gefühl keine Belohnung bekommen zu haben, sondern etwas verloren zu haben, was hochgradig demotivierend wirkt.  Menschen haben eine große Verlustaversion, was bedeutet, dass z.B. ein Verlust von 50,00 EUR mehr weh tut, als ein Gewinn von 100,00 EUR Freude stiftet. Die Erklärung hierfür liefert die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete prospect theory.

Durch Fokussierung auf Provision und Boni bleiben andere Verhaltensweisen im Hintergrund. Dazu können altruistische, unterstützende oder soziale Handlungen ausbleiben. Wenn diese Wettbewerbsorientierung Einzug hält in die Unternehmenskultur entstehen womöglich Zielkonflikte zur Teamorientierung und zur gemeinschaftlichen Ausrichtung entlang der den Individualzielen übergeordneten Unternehmenszielen.

Und der womöglich wichtigste Punkt: Belohnen Sie einen motivierten Mitarbeiter, können Sie dessen Motivation dadurch zerstören. Hat zum Beispiel Ihr Mitarbeiter Freude daran seine Arbeit gewissenhaft zu erledigen und erhält dafür eine Belohnung, dann wird seine in ihm liegende „intrinsische“ Motivation sinken. Er wird dann grundsätzlich dafür eine Belohnung wollen und auf kurz oder lang seine innere Motivation „externalisieren“, d.h. nach aussen verlagern. Vorhersagen dazu liefert der Korrumpierungseffekt.

Welche Alternativen bieten sich an?

Wenn man die Absichten, welche hinter den Belohnungen steht auf zwei zentrale Themen verdichtet landet man zumeist bei den zwei Begriffen Kontrolle und Motivation. Und dafür stehen deutlich nachhaltigere Konzepte zur Verfügung.

Vertrauen als Vermögenswert

Vertrauen Sie den Mitarbeitern nicht, müssen Sie sie kontrollieren, dafür benötigen Sie Zeit, Kontrollmechanismen und Strukturen. Das lässt die Bürokratie wachsen und kostet Geld. Der entscheidende Nachteil ist allerdings das Echo in der Unternehmenskultur: Innovationen, progressive Ideen und vieles mehr entsteht in Freiräumen, die durch fehlendes Vertrauen erst gar nicht entstehen. Nicht umsonst forcieren Unternehmen wie Google diese Freiräume (siehe z.B. Googles 20% Time off).

Kontrolle kostet.

Damit motivieren Sie die Mitarbeiter und benötigen weniger Kontrolle. Wie Vertrauen im einzelnen etabliert werden kann ist aus Platzgründen nicht Bestandteil dieses kleinen Blogartikels. Für weitere Informationen können Sie mich gerne kontaktieren.

Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter nachhaltig

Nachhaltige Motivation ist nun wie oben beschrieben nicht käuflich. Was also motiviert die Mitarbeiter? Hier kann es sich lohnen auf bestehende Konzepte zu verweisen. Natürlich ist es hier nicht möglich alle gängigen Motivationskonzepte darzustellen, dennoch soll auf ein vielversprechendes verwiesen werden, das Job-Characteristics-Modell. Dieses Modell ist eine vielversprechende Antwort auf die Frage, wie Arbeit gestaltet sein muss, um die intrinsische Motivation anzusprechen.

Job-Characteristics-Modell nach Oldham und Hackman

Es gibt diesem Modell folgend also fünf Faktoren, von welchen die Motivation der Mitarbeiter abhängt. Sie haben also fünf Felder, auf denen sich Chancen bieten:

  1. Vielfalt der Aufgaben – Eventuell können Ihre Mitarbeiter durch verschiedene Bereiche „rotieren“? Können Sie Aufgaben anreichern und damit auch Vertrauen (siehe oben) zeigen, indem Sie z.B. Ihren Koch Menüs planen lassen?
  2. Aufgabengeschlossenheit – Es motiviert nachweislich, wenn die zu erledigenden Aufgaben als geschlossen erlebt werden. Versuchen Sie die delegierten Arbeiten geschlossen zu gestalten, indem Sie z.B. den Kundenberater im Textileinzelhandel auf abkassieren zu lassen.
  3. Bedeutsamkeit der Arbeitsaufgaben – Sie können dort enorm motivieren, wenn Sie die Aufgabe des Mitarbeiters in einem Gesamtkontext bringen und die Bedeutung herausstellen, indem Sie z.B. Ihrem Disponenten sagen, „Ihre Wareneingangskontrolle Grundlage für den Warenfluß, ohne den würde hier nichts mehr laufen“.
  4. Autonomie (Freiraum bei der Bewältigung der Aufgaben) – Möglichst viel Freiraum zur Zielerreichung motiviert hier und profititiert vom Know-How der Mitarbeiter. Dies erreichen Sie z.B. indem Sie Ihre Arzthelferin selber die Termine einplanen und organisieren lassen.
  5. Rückmeldung aus der Tätigkeit selbst – Erhält der Mitarbeiter ein Feedback? Sie könnten z.B. Ihrem Verwaltungsangestellten die für seine Arbeit relevanten Kennzahlen aus Ihrer ERP-Software zur Verfügung stellen.

Fazit zum take-away: Provisionen, Zuschüsse und Boni zielen darauf ab Motivation zu erkaufen und das Verhalten zu kontrollieren. Dies birgt allerdings die Gefahr eine Wettbewerbsorientierung mit Fokus auf Belohnung ins Unternehmen einzuschleusen und vorhandene „intrinsische Motivation“ zu zerstören. Vielversprechender sind Ansätze wie ein Vertrauensvorschuß, welcher stückweise wachsen muss, sowie die Beachtung nachhaltiger Motivationsmodelle wie z.B. dem Job-Characteristics-Model von Oldham und Hackman.

Zu welchem Preis sollte ich mein Produkt anbieten?

Diese Frage stellen sich täglich unzählige Menschen aus dem Handel, der Gastronomie oder der Dienstleistungsbranche. Als mögliche Antwort gelten Kalkulationsschemata, welche aus dem Wareneinsatz und dem gewünschten Gewinn einen Verkaufspreis berechnen. Aber ist dieser Preis am Markt durchsetzbar? Würde womöglich noch ein höherer Preis funktionieren? Unterbietet mich da nicht der Mitbewerb?

Um das Risiko zu minimieren und nicht womöglich Marge zu verschenken, kann es sich lohnen einen Blick auf die Van-Westendorp-Methode zu lenken. Mit Hilfe dieser Methode lässt sich eine der wichtigsten preispolitischen Fragen beantworten:

Welcher Preis entspricht der Zahlungsbereitschaft meiner Kunden und maximiert so meinen Umsatz?

Laut Van Westendorp erhält man den Preis, der am ehesten am Markt durchsetzbar ist und den Vorstellungen der Kunden entspricht, indem man systematisch nachfragt. Systematisch bedeutet in dem Fall genau die Fragen zu stellen, die nutzbare und wertvolle Informationen liefern. Am besten lässt sich dies an einem Beispiel verdeutlichen.

Beispiel:
Preis für ein Wiener Schnitzel

Wollen Sie beispielsweise herausfinden, zu welchem Preis Sie ein Wiener Schnitzel bestenfalls verkaufen, sollten Sie fragen:

  • Welcher Preis für das Wiener Schnitzel wäre zu teuer? ab welchem Preis würden Sie definitiv nicht kaufen?
  • Welcher Preis wäre zu billig? Ab welchem Preis hätten Sie Zweifel an der Qualität des Wiener Schnitzels?
  • Welcher Preis wäre teuer, aber ein Kauf käme für Sie dennoch in Frage?
  • Welcher Preis wäre billig, im Sinne eines sehr guten Angebotes für ein Wiener Schnitzel.

Die Antworten lassen sich grafisch festhalten:

Beispielergebnis: Facebook-Umfrage bezüglich des Preises für ein Wiener Schnitzel.

Hier kann man ablesen, dass z.B. über 60% der Befragten 20,00€ für zu teuer (grüne Linie) halten. Die psychologischen Preisschwellen zeigen sich hier in Form dieser Stufen, dort wird das Schnitzel sprungartig z.B. als zu teuer eingestuft.

In diesem Modell sind die aufschlussreichsten Preise an den Schnittpunkten zu sehen:

  • Der optimale Preis beträgt rund 10,00 €. Er liegt dort, wo sich zu billig und zu teuer kreuzen. Hier finden Sie das Umsatzmaximum und den geringsten Kaufwiderstand.
  • Die Preisuntergrenze liegt am Schnittpunkt von zu billig und teuer und beträgt ungefähr 5,00 €.
  • Die Preisobergrenze liegt am Schnittpunkt zwischen zu teuer und billig im Beispiel bei etwa 16,00 €.

Natürlich muss man hier beachten, dass diese Methodik zwar einen soliden Anhaltspunkt bezüglich der Preisgestaltung gibt, jedoch nicht als einziges Entscheidungsinstrument genutzt werden sollte. Saisonale Schwankungen, Qualität, Aktionen der Mitbewerber oder sonstige externe Einflüsse kann dieses Modell nicht abbilden.

Angelehnt an die Van Westendorp Methode lassen sich auch Daten mit Hilfe des Kassensystems erzeugen. Dies ist sinnvoll, wenn Sie z.B. nicht die Möglichkeit, Zeit oder nicht die passende Zielgruppe haben um Befragungen durchzuführen.

Van Westendorp light: Kaufwiderstände per Kassensystem ausloten

Grundsätzlich lassen sich die groben Konturen von Van Westendorp mit ganz einfachen Mitteln am Kassensystem nachzeichnen. Wenn Sie den gleichen Artikel in einem Intervall zu verschiedenen Preisen anbieten, erhalten Sie womöglich unterschiedliche Abverkaufszahlen.

am Beispiel: verschiedene Happy-Hour-Zyklen in einer Cocktailbar

Auch dies lässt sich grafisch darstellen:

Beispiel: Verschiedene Happy-Hour-Preise in einer Cocktailbar.

Auch hier bekommen Sie wieder wichtige Informationen, welcher Preis (im Beispiel 4,50€) den höchsten Absatz erzeugt und bei Ihren Gästen den geringsten Kaufwiderstand erzeugt.

Nebenbei entspricht das auch einer sogenannten Preis-Absatz-Funktion, mit der Sie den Umsatz steuern können.

Für die obige Saison ergibt sich im Beispiel Cocktail Swimmingpool:

  • Absatz bei 6,50 €  –> 420 Stück = 2.730,00 €
  • Absatz bei 4,50 €  –> 730 Stück = 2.745,00 €

Auch diese Zahlen dürfen nicht isoliert betrachtet werden, da auch hier wieder vielerlei Einflüsse beachtet werden sollten. So würden z.B. höhere Mengen einen günstigeren Einkauf ermöglichen und somit die Marge beeinflussen oder ein zu niedriger Preis könnte das Image verwässern.

FAZIT zum mitnehmen: Es kann sich für Sie lohnen, wenn Sie die Zahlungsbereitschaft Ihrer Gäste/Kunden zumindest als Baustein in die Preiskalkulation mit aufnehmen. Treffen Sie den optimalen Verkaufspreis danken es Ihnen Ihre Kunden mit einer höheren Marge, die nicht unbedingt an höheren Stückzahlen hängen muss.